Genau genommen wurde eine erste Ausstellung bereits 1956 von Giacomo Caldera vorgeschlagen, der in seinem Lokal “Caffè Minerva” in Longarone eine Ausstellung für Maschinen und Produkte organisierte, als deren Vertreter er fungierte. Die Initiative fand bei den Fachleuten großen Anklang, sodass im drauffolgenden Jahr eine größere Ausstellung in weiteren Läden durchgeführt wurde, allen voran im Caffè Centrale von Angelo Perin, eine der Hauptfiguren für Messeangelegenheiten in Longarone.
Nun war die Geschichte der Eismesse vorgeschrieben. So beschloss am 26. Januar 1959 die Versammlung des Konsortiums Longarone-Zoldani unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters von Longarone, Giuseppe De Vecchi mit Zustimmung der Gemeinden Castellavazzo, Soverzene, Forno di Zoldo, Zoldo Alto und Zoppè di Cadore, die Veranstaltung amtlich zu machen und beauftragte die Gemeinde von Longarone, jährlich die Internationale Eismesse zu organisieren.
Als Veranstaltungsort wurde Longarone ausgewählt, weil es zentral und auch im Winter gut erreichbar war, im Gegensatz zu den Bergtälern, aus denen die meisten Eismacher stammten.
Diese erste institutionelle Handlung prägte die Geschichte der modernen Eisherstellung auf eine greifbare Art und Weise. Die erste Veranstaltung der “Internationalen Eismesse” (MIG) fand in jenem Jahr zwischen dem 6. und 13. Dezember, unter der Teilnahme von 18 bedeutenden italienischen und internationalen Ausstellern der damaligen Zeit statt. Die Messe wurde in den öffentlichen Verkaufslokalen und der Gemeindesporthalle gegenüber dem Rathaus durchgeführt.
Die Initiative sorgte für großes Aufsehen und erregte sofort die Aufmerksamkeit und das Interesse der Eismacher, der Unternehmer vom Fach, der Bevölkerung und der Medien. Unter diesen herrschte Einigkeit über die Wirksamkeit der Veranstaltung unter ökonomischen und werbetechnischen Aspekten. Die Messe wurde vom Abgeordneten Corona und vom Bürgermeister Guglielmo Celso eröffnet und war unter anderem Plattform für eine wichtige technische Debatte und ein Treffen, bei dem die Grundlagen für die Gründung eines Verbands der im Ausland tätigen italienischen Eismacher gelegt wurden.
Von großer Bedeutung und äußerst detailliert ist der Bericht, der in der Kolumne der Tageszeitung “Il Gazzettino” am Sonntag, den 13. Dezember 1959 unter dem Titel: “Heute ist die Anfertigung des Eises nicht nur zur Wissenschaft, sondern sogar zur Kunst geworden” publiziert wurde. Der Journalist Fiorello Zangrando schrieb folgendes: “Die verschiedenen italienischen und ausländischen Betriebe, die Maschinerien und Rohmaterialien zur Herstellung des Eises produzieren, waren in diesen Jahren dazu gezwungen, ihre Kunden suchen zu gehen. Und so kamen sie mal nach Zoldo, mal nach Pieve di Cadore, mal nach Longarone, die Zentren der Talschaften in denen die Eismacher stammten und hier den Winter verbrachten. Das war der Ursprung der ersten Eismesse, die in diesen Tagen ihre Tore in Longarone öffnete”. “Die Formel ist originell, auch wenn sie zufällig durch die Notwendigkeit hervorgerufen wurde. Da man nicht die geringste Ahnung davon hatte, wie viele Aussteller sich der Veranstaltung anschließen können, hat man sich im Vorfeld nicht auf eine einzige Lokalität festlegen können. Stattdessen wollte man die unterschiedlichen Produkte in den verschiedenen Cafés und Bars des Städtchens unterbringen. Es ist also eine Ausstellung geworden, die sich durch die Wege des Zentrums schlängelt. Es machte einen ungewöhnlichen Eindruck, diese Menschen zu sehen, die die Verkostung von Eis ermöglichten, im eisigen Rahmen dieses erbarmungslos nasskalten Winters. Eigentlich will die Messe in Longarone auch die Funktion eines Marktes innehaben, das heißt, den Abschluss von Geschäften zu ermöglichen. Dies wird ermöglicht, da sowohl die Hersteller eine günstige Gelegenheit vorfinden und ihr Angebot zeigen, als auch die Eismacher als Kunden, die innerhalb einer breiten Palette Proben einkaufen können. Die Initiative in Longarone scheint es wert zu sein, weiter entwickelt und perfektioniert zu werden. Diese Ausstellung, genau im Zentrum der eisherstellenden Talschaften gelegen, könnte eine beträchtliche Bedeutung gewinnen. Wir wünschen ihr viel Glück auf diesem Weg”.
Die Intuition des Journalisten ist bald Realität geworden. In der Tat, die Ausstellung hat einen langen Weg hinter sich. Im Juni des folgenden Jahres hat das Konsortium Longarone-Zoldano festgehalten, dass die “Ergebnisse der Messe sehr positiv waren, und es im Interesse der Berufsgruppen und der ganzen Bevölkerung sei, dass die Messe sich in den kommenden Jahren weiter etabliere”. Es wurde ein Beschluss gefasst, nach dem die zweite Eismesse in Dezember 1960 stattfinden soll.
Die Zustimmung wuchs in den folgenden Jahren immer mehr und bis auf ein Paar öffentliche Lokale, entwickelte sich die Messe vor allem in der Sporthalle der Gemeinde weiter, die zum wesentlichen Zentrum des Ereignisses wurde.
Die 5. Veranstaltung wurde für den Zeitraum vom 1. bis 8. Dezember 1963 geplant. Keiner konnte sich vorstellen, dass am Abend des 9. Oktobers die immense Wasser- und Schlammmenge des Vajont Longarone mit seinen gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten auslöschen wird, darunter das bevorstehende Projekt der Eismesse.
Zu diesem Zeitpunkt schien diese Veranstaltung für die Fachleute des Wirtschaftszweiges unverzichtbar geworden zu sein und die 5. Veranstaltung fand bereits im nächsten Jahr in Pieve di Cadore statt, ebenfalls Heimat von unzähligen Eismachern. Ort der Veranstaltung war der Ausstellungspalast und die Verantwortung übernahm der Verkehrsverein in Kooperation mit der Handelskammer von Belluno. An der „Internationalen Messe der Spezialgeräte für die Eisherstellung und Ähnliches“ (MIAG) nahmen 28 Betriebe teil, darunter 6 deutsche und 1 niederländisches Unternehmen. Es wird von Tausenden von Besuchern berichtet, ein Zeichen von unverändertem Interesse und von einer Zusammenkunft von bedeutendem technischen Niveau, dem sowohl italienische als auch deutsche Experten von Anfang an beiwohnten und so die enge Verbindung mit Deutschland unterstrichen, wo die meisten italienischen Eismacher ihre eigenen Geschäfte eröffnet haben.
Die Ausstellung fand bis zur achten Veranstaltung 1967 in Pieve statt. Sie bewahrte ihre führende Funktion für die Eiswelt nicht nur durch Vorschläge bezüglich des Produkts und der Ausstattung, sondern auch bezüglich interessanter Zusammenkünfte, wie in 1966, als man angefangen hat das Eis nicht nur mehr als ein genussvolles Produkt, sondern auch als ein Nahrungsmittel mit hohem Energiegehalt zu betrachten. Pieve hat Unterstützung gegeben und Gastfreundschaft angeboten und hat damit beträchtlich zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen. Aber die Messe, die in Longarone entstanden ist, musste zurück an seinen Entstehungsort.
Im Dezember 1968 wurde die Messe trotz der unzähligen Baustellen für den Wiederaufbau, wieder in der Ortschaft organisiert, in der sie konzipiert wurde, aber in einer neueren Form, am Sitz des überdachten Marktes und in anderen Räumlichkeiten im Zentrum. Sie erstreckte sich auf einer Gesamtfläche von circa 3000 qm. “Für uns bedeutet dieser Tag einen großen Schritt in Richtung unserer Wiedergeburt getan zu haben – erklärte in seiner Eröffnungsrede der Präsident von Pro Loco, Ing. Arrigo Galli – eine Belohnung für unseren entschlossenen Willen neu zu entstehen”.
An der 9. Veranstaltung der Eismesse MIG, die vom Staatssekretär für Landwirtschaft Arnaldo Colleselli und vom Bischof, dem Monsignore Gioacchino Muccin in Begleitung des damaligen Bürgermeisters Gian Pietro Protti eröffnet wurde, nahmen gut 63 ausstellende Betriebe teil, 26 mehr als im Jahr davor. Von besonderem Interesse war laut Meldungen die Tagung zum Thema: “Das italienische Speiseeis aus Eigenproduktion in Europa: Konsum, Entwicklungsperspektiven und die Gesetzgebung”, die vom nationalen Komitee zum Schutz und zur Verbreitung des Speiseeises aus Eigenproduktion veranstaltet wurde.
Es begann also eine neue Phase, reich an positiven Ergebnissen auf einer immer qualifizierteren Veranstaltung, die Jahr für Jahr wichtiger wurde, bis sie zur wahrscheinlich wichtigsten Ausstellung des Fachbereiches auf internationaler Ebene wuchs.
Auf der zehnten Veranstaltung im Jahr 1969 trat unter anderem erstmals offiziell die Organisation Uniteis auf, die Union der Italienischen Speiseeismacher in Deutschland, die in Köln im Laufe des Sommers gegründet wurde (nachdem es den ersten Anstoß dafür bereits während der ersten Veranstaltung 1959 gegeben hat). Carlo La Rosa wurde der erste Präsident. Bei dieser Veranstaltung wurde zum ersten Mal eine Eintrittskarte eingeführt, wenn auch von einem sehr geringen Wert, eher zur Ermittlung der Besucherzahl, die im übrigen mittlerweile sehr hoch war.
Eine wesentliche Rolle bei der Organisation und Entwicklung der Messe spielte der Verein Pro Loco. Von Anfang an unterstützte er das Konsortium Longarone-Zoldano und die Gemeinde und übernahm bereits ab 1960 unmittelbar die Leitung der organisatorischen, absatzfördernden und finanziellen Aufgaben der Veranstaltung. Im Jahr 1968 von einer Gruppe von 11 Überlebenden aus Longarone neu gebildet, verfolgte der Verein hartnäckig das Ziel, die Messe nach Longarone zurück zu holen. Danach kümmerte er sich um die Organisation der Veranstaltung, die zuerst, während der Aufbauphase zwischen 1968 - 1971 im Zentrum von Longarone, und später im neuen Messegebäude abgehalten wurde.
Auf der Veranstaltung in 1970 wurde auf Initiative von zwei Eismachern aus Mailand, Giulio Gorlini und Ermenegildo Rachelli der Wettbewerb “Coppa d’Oro” ins Leben gerufen, eine dem Speiseeis aus Eigenproduktion gewidmete Veranstaltung, die in den nächsten Jahren fortgesetzt und als namhafter internationaler Wettbewerb bekannt wurde und mit Sicherheit am beliebtesten bei den Experten der Speiseeisherstellung ist.
Die mittlerweile erreichte Reputation, die Zahl der Anfragen zur Teilnahme, die in schwindelerregendem Rhythmus wuchs, die Anwesenheit der Fachleute aus Italien und aus dem Ausland verlangten nach Erweiterung der Ausstellungsflächen, die mittlerweile unzweifelhaft zu begrenzt waren, um dem wachsenden Bedarf der Branche entsprechen zu können. Deshalb hat die Gemeindeverwaltung dem Engpass entgegengewirkt, indem sie auf der am Fluss Piave angrenzenden Fläche einen besonderen, überdachten Bau auf ca. 4000 qm., das Messegebäude errichtete, das im Jahr 1972 in Anwesenheit des damaligen Außenhandelsministers Gianmatteo Matteotti eröffnet wurde. Damit wurde der Schau ermöglicht noch weiter und auf beste Perspektiven zu blicken. Es war nur ein erster Beitrag, insofern als kaum einige Jahre später (1975) sich die Ausstellungsräumlichkeiten erneut ungeeignet zeigten, die wachsende Zahl der Anfragen tragen zu können (es nahmen bereits über Hundert Aussteller teil). Die Veranstalter waren gezwungen auch auf provisorische Einrichtungen zurück zu greifen (wie der berühmte druckfeste Ballon). Der Komplex wurde dann stufenweise durch die Nutzung der angrenzenden Fläche ergänzt. Parkplätze, Büros, ein Kongresssaal und Gaststättengewerbe wurden errichtet.
1978 rief der Vorstand von Pro Loco das Or.Ma.F ins Leben, das bei der Organisation der Messen mitwirkte. Das Or.Ma.F bestand aus einer Gruppe von Personen, die beachtliche Erfahrung im organisatorischen Bereich besaßen und entwickelte Mithilfe der wertvollen Unterstützung vom Techniker Giampaolo Barzan die Messeaktivitäten weiter. Es wurden neue erfolgreiche Veranstaltungen eingeführt wie Arredamont und Agrimont, die bis heute mit bestem Ergebnis fortgeführt werden.